SCORES – touch and feel your surroundings

Ein Projekt für Tanz-Choreografie mittels digitaler Medien

In dieser Zeit ist der Raum beschränkt. Die Menschen müssen sich in ihren eigenen vier Wänden orientieren. Die Tänzerin Carmen Pratzner setzt sich in ihrer Arbeit mit Raumentzug  und ihrer Auswirkung auf den Körper auseinander. Über soziale Medien leitet sie die Menschen an, ihre Körperwahrnehmung mittels Improvisationen zu schärfen. Ziel ist es auch, den eingeschränkten Raum in den alltäglichen Bewegungsroutinen zu erforschen, zu dokumentieren und eine neue Perspektive dazu einzunehmen. Die TeilnehmerInnen werden dazu aufgefordert, diese künstlerische Forschung mit kleinen Videos und Fotos festzuhalten.

Das Körperbewusstsein soll geschärft werden.
Ein neues Bewusstsein für den Körper, Bewegungsabläufe und Alltägliches soll geschaffen werden.
Die Experimentierfreude für den eigenen Körper unterstützen.
Menschen mobilisieren, die auf engem Raum leben oder auch körperlich eingeschränkt sind.

Für alle. Speziell für Kinder, Pensionisten und beeinträchtigte Personen.
Für Menschen , welche auf sehr begrenztem Raum leben.
In betreuten Einrichtungen; Heimen, Personen im Gefängnis.

Auch Tänzer*innen laden wir recht herzlich ein dabei zu sein.

beobachte bewusst eigene Berührungen.

Der Mensch tendiert zur Rebellion. der Körper tendiert zur Rebellion. verbiete ihm sich zu berühren und er wird es sogleich trotzdem tun. die Haut ist unser größtes Sinnesorgan. es ist die direkte Verbindung zur Außenwelt. Wenn unser Bewegungsraum eingeschränkt wird, kann (selbst)Berührung verlorene Reize ersetzen.

Input

Welche Bewegungen beruhigen?
Gibt es unangenehme Bewegungen?
Fühlst du den warmen Fleck am Boden, dort wo die Sonnenstrahlen ins Zimmer fallen?
Magst du das kalte Metall vom Wasserhahn spüren?
Ist der Stoff des Polsterbezugs rau und grob oder samtig weich? 

Schmiege dich.
Fühle dich.

Anleitung

Beobachte bewusst eigene Berührungen.

Wiederhole sie. wiederhole sie.
Filme dich.

Welche unbewussten Berührungen kannst du erkennen?
Wiederhole sie bewusst.

Suche dir deine liebsten Berührungen aus.

Drei. vier.
Setze sie aneinander.
Wiederhole sie. 

alltägliche Handlungen sind sehr individuell. Manche führen mehrere Handlungen aus, manche Menschen nur wenige. Einige Bewegungsabläufe sind jedoch fast allgegenwärtig. Wir benennen sie als „automatisch“. Versuche unbewusste Bewegungsabläufe bewusst zu fühlen.

Input

Ich streck mich aus. Ich wälz und rolle mich.
Ich werfe die Beine und rutsche hinaus.
Ich stehe. Ich gehe.
Ich setze mich hin.
Ich wische.
Ich steh auf.
Ich drücke. Ich drehe mit der Hand.
Ich reibe meine Hände. Ich greife. Ich hebe.
Ich ziehe. Ich gehe.
Ich drehe auf und ab.
Ich stelle und schalte an. 

Anleitung

Welche Bewegung(en) führst du jeden einzelnen Tag aus?
Welches ist die erste Bewegung des Tages?
Was ist deine liebste Bewegung? Was passiert dabei?
Was greifst du an? 

Dokumentiere all deine Bewegungen in einer kleineren Zeitspanne (15 min. – 1 Stunde) in einer Art Tagebuch.
Oder mit einer Kamera.
Sieh es dir danach an oder lasse sie vor deinem inneren Auge nochmal passieren. Wie führst du diese Bewegungen aus? Welche Körperteile sind dazu nötig?

Ich ziehe einen Pullover an. Ich trinke eine Tasse Kaffee. Ich putze mir die Zähne…
Führe die Bewegung ohne Objekt aus. 

Kenne ich meinen Wohnraum wirklich?
Kenne ich die kleinsten Risse, an der Wand?
Weiß ich, an welcher Stelle der Boden nachgibt?
Wie bewege und nutze ich den Raum? Stelle ich ihn mit Objekten voll?
Wieviel Raum brauche ich? Wo passe ich hinein? An welchem Ort war ich noch gar nie? 

Du bewegst dich durch den Raum, durch mehrere Räume. Das jeden Tag. Finde heraus wo du dich wie bewegst und experimentiere damit.

Input

Musst du unter den Tisch, die Bank, durchs Regal, in den Kasten, auf den Schreibtisch, …. 

Verweile an diesem zurückeroberten Ort.

Anleitung

Zeichne deinen Wohnraum von oben wie einen Grundriss.

Beobachte eine definierte Zeitspanne lang, wo du dich in diesem Raum bewegst.

Mache Punkte. oder Linien.

Bist du oft an einem bestimmten Ort – markiere ihn öfter.

Wo werden die Punkt Ansammlungen dicht, wo werden die Linien dicker. Wo ist noch kein Punkt? warum?

Ist es physisch möglich dich dort hinzubegeben? 

Tu es. 

KURSE

Als Pilotprojekt haben wir 2020 den ersten Kurs von SCORES durchgeführt.

KURS 1

Der erste Kurs besteht aus 4 Videos. Carmen Pratzner stellt sich und das Projekt vor und gibt euch zu jedem Themengebiet einen Einführungskurs. Zusammen mit Carmen werdet ihr euch an das Projekt annähern.

KURS 2

KURS 2 besteht wiederum aus mehreren Videos. Carmen Pratzner zeigt euch neue Inputs zu den Themenbereichen. Spielerisch und alltagstauglich für jede und jeden. Bequeme Kleidung solltet ihr euch zurecht legen. 

KURS 3

Teilnahme

Carmen Pratzner bietet ein Programm an, welches sich für bestimmte Zielgruppen und die Situation der Bewegungs- und Reizarmut sehr gut eignet um wieder (spielerisch) in Bewegung zu kommen. Durch online Workshops und mediale Anleitungen einer professionellen Tänzerin und Tanzpädagogin werden die TeilnehmerInnen aufgefordert sich selbst und ihre Umgebung neu kennenzulernen.

Die Kurse werden spezifisch auf die Bedürfnisse der TeilnehmerInnen zugeschnitten. So bedarf es im Umgang mit älteren Menschen, zum Beispiel in einem Pflegeheim, einer anderen Kommunikation als mit Bewohner eines Flüchtlingsheim, welche eventuell mit einer Sprachbarriere zu kämpfen haben.

Jede Gruppe arbeitet somit sehr individuell mit der Tänzerin zusammen und erarbeitet unterschiedliche Bewegungsszenarien.
Das Ziel bleibt jedoch das selbe.

Die Erarbeitung der Bewegungsabläufe wird sowohl von den TeilnehmerInnen selbst, als auch von unserer Seite dokumentiert und als Basis für eine weiterführende Arbeit archiviert und für Interessierte bereitgestellt.

Coachings und Workshops mit Carmen Pratzner

Carmen Pratzner gibt Anleitungen und online Workshops, in denen sie sich gemeinsam mit euch der Thematik annähert.

Gemeinsam erforschen wir unsere Bewegungsabläufe und Wohnräume und betrachten sie neu.
Wir beschreiten alternative Wege und Orte innerhalb unseres Wohnraums. Anhand fehlendem physischen Kontakt, improvisieren wir mit dem Kontakt zu uns selbst, berühren und fühlen unseren Körper sehr bewusst. Wir bieten neue Reize oder fühlen Altbekanntes ganz bewusst.

Wir beobachten gewohnte Bewegungsabläufe und holen diese aus dem Unterbewusstsein wieder hervor. Welche Bewegungen führe ich aus, wenn ich mich anziehe? Wie sehen die Bewegungen aus, wenn ich sie ausführe und die Kleidung dabei weglasse?

Videos und Dokumentation

Alle Teilnehmer werden dazu eingeladen ihre Forschungsbeiträge, ihre kleinen Alltagstänze zu filmen/fotografieren und dem Projekt zur Verfügung zu stellen. Aus diesen kleinen Fragmenten wird ein kleines Bewegungsarchiv und ein Film entstehen. 

Pilot

Der Pilotversuch hat viele Tänzerinnen und Tanzschüler*innen angesprochen, welche schon Erfahrung mit Bewegung und Körperwahrnehmung hatten.
In der Pandemie 2020 leiteten wir alle Kurse online an inklusive einer Live Session mit Carmen Pratzner. Die Inputs haben die TeilnehmerInnen in kleine Bewegungsabläufe umgesetzt. Der Pilotfilm ist eine Zusammenfassung aller Einsendungen von selbst gedrehtem Videomaterial innerhalb des Pilotprojekts.

Aussicht für 2021

Dieses Projekt möchten wir in weiterer Folge Teilnehmer*innen explizit näher bringen. So kann mit einer bestimmten Gruppe in einem Zeitraum von insgesamt ein paar Wochen eine Choreografie für einen Film entstehen. Je nach den rahmengebenden Bestimmungen sind  Präsenz- oder Online-Workshops geplant, in welchen die Anleitungen zur Bewegungsrecherche näher erklärt und vermittelt werden. Fortlaufend wird dabei Bewegungsmaterial für eine Choreografie gemeinsam und begleitend erarbeitet und dann von Sarah Mistura visuell festgehalten. Sollte dies nicht möglich sein, können Videokameras bereitgestellt werden, womit sich die einzelnen Teilnehmer*innen selbst filmen können. Sarah Mistura wird die Teilnehmer*innen dabei mit ihrer Expertise unterstützen.

Das Projekt wird unterstützt von der IG Kultur Vorarlberg, dem Land Vorarlberg und dem Vorarlberger Kultur Service.